Theaterkasse
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Fünf Leseperformances zum Abschluss der Autor*innen-Residenz im Rahmen des „Münchner Förderpreises für neue Dramatik“
Fünf Autor*innen nahmen seit Mai 2023 an einer zweimonatigen Autor*innenresidenz an den Münchner Kammerspielen teil. Zum Ende der Residenz werden ihre Texte in Szenischen Lesungen vorgestellt und der Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik vergeben.
Die Nominierten:
Hascherl
DIEZEN kollektiv
Magda und Sascha wünschen sich ein Kind, Magda kann jedoch aufgrund ihrer Endometriose nicht mit ihren eigenen Eizellen schwanger werden. Das Stück beginnt, als Magda und Sascha eine Eizellspenderin gefunden haben: Magdas Kollegin Marga.
Was kann entstehen, wenn die Vorstellungen von Familie sich vervielfältigen? Lässt sich Elternschaft loslösen von romantischen Beziehungsgeflechten? Was bleibt von einer Familie, wenn ihre vermeintliche Grundlage plötzlich nicht mehr existiert?
Die Autorinnen des DIEZEN kollektivs hinterfragen heteronormative Familienstrukturen und die Vorstellungen von konventionellen Mutter- und Vaterrollen, indem sie sich in ihrem Text der
Realität widmen und sie vor eine Herausforderung stellen.
Mit: Lotta Ökmen, Leoni Schulz, Lucy Wilke; Regie: Sahar Rahimi; Bühne: Yue Ying; Kostüm: Julia Bahn; Dramaturgie: Caroline Schlockwerder; Regieassistenz: Melina Dressler
Ein Schwalbenjunge (Un Joven Golondrina)
Laura Santos
„To all the Moras and Belindas” Laura Santos
Argentinien, im Tal des Rio Negro: Ein Lastwagen kippt um und entleert seine gesamte Ladung an Kühen auf der Straße. Einheimische nähern sich der Unfallstelle, um sich in einem brutalen Gemetzel zwischen toten und lebenden Tieren die besten Stücke Fleisch zu sichern. Die beiden Teenagerinnen Belinda und Mora werden Zeuginnen dieses Blutrausches, von dem nur Belinda mit einem geretteten Kalb nach Hause zurückkehrt. Mora verschwindet spurlos.
Wir begleiten die Protagonistin Belinda auf ihrer Suche nach ihrer Freundin. Einer Suche, mit der die argentinische Autorin Laura Santos in eindringlichen Bildern ein dichtes Beziehungsgeflecht und damit Strukturen einer sozialen Ordnung beschreibt, die junge Frauen verschwinden lässt, zum Schweigen bringt, foltert und schließlich tötet.
Mit: Frida Lang, Elisabeth Nittka, Bernardo Arias Porras, Cathrine Dumont, Jelena Kuljić, Leoni Schulz, Michael Pietsch; Regie: Florian Fischer; Bühne: Nikolai Kuchin; Kostüm: Heloà Pizzi Mauro; Dramaturgie: Felicitas Friedrich; Regieassistenz: Claudia Kaunzner; Übersetzung: Miriam Denger
Oberland
Paula Kläy
Viktoria kehrt zu ihrer Familie ins Berner Oberland zurück.
Zu Mutter, Schwester, Sohnemann, Onkel, Franz, zu 91 Skiliften und 230 Pistenkilometern Einsamkeit.
Langsam fächert sich der Schmerz der Daheimgebliebenen auf. OBERLAND erzählt von Gebirgsketten so hoch, dass dahinter kein Horizont mehr wartet und dem Unvermögen der Figuren, ihrem eigenen Schicksal zu entfliehen. Weil nach dem Après Ski, da wartet nur noch, da wartet nur noch –
Paula Kläys Poetik der Unausweichlichkeit hält ihre Figuren gefangen, ist bitterkomisch, scharf beobachtet und stellt die Frage, ob in einem jeden Aufbruch die Unmöglichkeit des Heimkehrens innewohnt.
Mit: Elias Krischke, Anna Gesa-Raija Lappe, Annette Paulmann, Vincent Redetzki, Thomas Schmauser, Clara Walla; Regie: Felicitas Brucker; Bühne: Katharina Quandt; Kostüm: Katharina Quandt; Dramaturgie: Caroline Schlockwerder; Regieassistenz: Melina Dressler
Hacked (EXT`S BLOG)
Alexey Sinyaev
„Wenn ihr bis zum Ende bleibt, werdet ihr mich vielleicht verstehen. Denkt nicht das dies ein Trick ist. Ich werde keinen Stream mehr machen, keinen Podcast, keine Rezension, keine Verunglimpfungen von Berühmtheiten oder so einen Scheiß. Es nervt. Um es kurz zu machen: Ich werde mich abmelden. Dies ist die Episode meiner Selbststerzörung, ein Videokatapult in die Aussenwelt. Hiermit melde ich mich ab“.
Mit diesen Worten lässt der russische Autor Alexey Sinyaev seinen Protagonisten EXT zu einem letzten großen Monolog ansetzten. Das Format: der Videoblog, das Publikum: eine unbekannte Anzahl Zeugen eines angekündigten Ausstiegs.
„Just a step away from the paradise and then I´ll say I made it, wanna beautiful life.“
Mit: Bernardo Arias Porras; Regie: Demjan Duran; Bühne: Katharina Quandt; Kostüm: Yue Ying; Dramaturgie: Olivia Ebert; Regieassistenz: Claudia Kaunzner; Übersetzung: Ruth Altenhofer und Jennie Seitz
Drinnen
Matthias van den Höfel
David hat seit seiner Geburt mehrere schwere Behinderungen und ist auf ständige Betreuung angewiesen. Davids Pfleger Olli sagt: Anderswo ist es schlimmer. Regina sagt: David braucht eine gewohnte Umgebung, und er braucht mich, seine Mutter; wie soll er ohne mich leben.
Als Reginas Lebensgefährte Michael ein Jobangebot in Peru erhält, weiß Regina nicht, wie sie damit umgehen soll. Die Freundinnen sagen: Regina denk doch auch mal an dich. Und: Bald Peru, wie verrückt. Und Regina findet kaum mehr die Kraft, die Kühlschranktür zu öffnen.
Matthias van den Höfels Verse seines Stückes „Drinnen“ sollen nicht groß sein, sagt er. Oft wie nebenbei gesprochen. Sowie das Thema Liebe Fürsorge und häusliche Pflege und die unsichtbare und unbezahlte Carearbeit von Frauen unserer Gesellschaft oft unbemerkt bleiben.
Mit: Sebastian Brandes, Max Faatz, Emma Floßmann, Julia Gräfner, Frangiskos Kakoulakis; Regie: Florian Fischer; Bühne: Julia Bahn; Kostüm: Kira Marx; Dramaturgie: Olivia Ebert; Regieassistenz: Claudia Kaunzner