Foto: Julian Baumann

MK:

Wo du mich findest

Eine immersive Spurensuche
Von Cosima Terrasse, Hans Block und Moritz Riesewieck (Laokoon)

 Stadtraum
 Uraufführung
 Premiere: 21.1.2022
 1 Stunde 30 Minuten
 Deutsch
 25 Euro, 6 Euro ermäßigt
 Stadtraum
 Uraufführung
 Premiere: 21.1.2022
 1 Stunde 30 Minuten
 Deutsch
 25 Euro, 6 Euro ermäßigt

Eine leere Wohnung, irgendwo in München. Die Person, die in dieser Wohnung lebt, ist verschwunden. Warum, ist unklar. Was hat die Person ausgemacht? Was hat sie geliebt? Wem etwas bedeutet? Und was bleibt von ihr, wenn sie weg ist?

Sie bekommen Zugang zu der Wohnung. Wir bekommen Ihre Telefonnummer. Sie installieren die Messenger-App Telegram. Die verschwundene Person nimmt über Telegram Kontakt zu Ihnen auf. Aber wer ist das, der da mit Ihnen chattet? Ist das wirklich ein Mensch?

Jedenfalls schickt er Ihnen die Adresse. Sie machen sich alleine (oder mit maximal einer Begleitperson) auf zur Wohnung, und rekonstruieren anhand der Hinterlassenschaften in der Wohnung, auf dem Laptop, in den so persönlichen wie intimen Sprachnachrichten und Chat-Interaktionen die Persönlichkeit und die Geschichte des Verschwundenen - und finden heraus, was seine Geschichte ist.

Cosima Terrasse, Moritz Riesewieck und Hans Block arbeiten unter dem Label Laokoon an neuen Formen hybriden Erzählens, zwischen digitaler Schnitzeljagd und immersivem Datenexperiment-Theater. Einem breiten internationalen Publikum bekannt geworden ist Laokoon durch den Kino-Dokumentarfilm „The Cleaners“, der für einen Emmy nominiert war, als Bester Europäischer Dokumentarfilm 2018 und mit dem Grimme-Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Zuletzt arbeiteten Laokoon an dem crossmedialen, künstlerischen Datenexperiment Made to Measure.

Die Messenger-App Telegram ist mit ihren offenen API-Schnittstellen gut programmierbar und ist (außer in den neuerdings im Moment breit diskutierten Zirkeln) deshalb unter Programmierer*innen und Coder*innen schon lange beliebt. Sie hat sich aus dem gleichen Grund während der Pandemie für Theaterprojekte durchgesetzt. Vor allem für den Einsatz von GTP-3 gesteuerte Sprach-Bots ist sie sehr gut geeignet.

Triggerwarnung: Es gibt viele Gründe, warum Menschen plötzlich verschwinden. Einige davon werden während der Vorstellung thematisiert.

Eine Produktion der Gruppe Laokoon im Auftrag der Münchner Kammerspiele.

Mit freundlicher Unterstützung von Bernard Kreutzer und Anne Pfeifer, des Prinzregententheaters, und des Institut Francais München.

  • Programmierung Text-KI Betty van Aken
  • Interface-Design Simon Repp
  • Bot-Entwicklung Clara Hirschmanner
  • Creative Coding Objekte Nico Parisius
  • Leitung Writers Room Digitale Spuren Melanie Maria Mosler-Berrached
  • Texte Digitale Spuren Julia Schwarz, Lilith Pape
  • Mitarbeit Multimedia-Content Alexander Riedel
  • Technische Produktionsleitung Lukas Balthasar Pank
  • Künstlerische Produktionsleitung Victoria Fischer
  • Veranstaltungstechnik Klaus Möbius
  • Kostümassistenz Florian Buder, Mirjam Pleines
  • Regiehospitanz Marie Fuchs
  • Ausstattungshospitanz Nadine Ehling
  • Kostümhospitanz Leonie Winkelmeier
  • Dramaturgiehospitanz Max Kretschmann
  • Requisite Anette Schultheiss, Sabine Schutzbach
  • Maske Raimund Richar-Vetter
  • Kostüm Katharina Diebel
  • Tapeziererei Tobias Herzog
  • Malsaal Evi Eschenbach, Jeanette Raue, Oliver Freitag
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Zu dem in der Video-Einführung erwähnten Datenexperiment MADE TO MEASURE geht es hier auf die Seiten der Kulturstiftung des Bundes.

K.I. und Das Ewige Leben

Der Rest ist Schweigen? Nein! Niemand, der stirbt, muss mehr Verstummen. Wahr ist: Bevor Künstliche Intelligenz unser Leben und Nachleben revolutioniert hat, waren die Toten verdammt zu Schweigen. Aber dank der Stimmaufnahmen, die wir alle täglich versenden, dank der Lawinen an Textnachrichten, die wir unseren Liebsten schreiben, und dank der intimsten Details, die wir preisgeben durch die Daten, die wir im Netz hinterlassen, können Algorithmen unsere individuellen Muster erkennen; kann Software unsere Stimme synthetisieren; können Bots und Avatare kreiert werden, die nicht nur wie wir klingen, sondern die auch über unseren Humor und unsere Reaktionsweisen verfügen; die sagen, was wir sagen würden, auf die Art, wie wir es sagen würden. Kurz: Digitale Klone unserer selbst. Wir können uns duplizieren, noch während wir am Leben sind.

Die Doktorandin Sascha Henke hat eine Vision, mutig dorthin zu gehen, wo noch nie ein Avatar zuvor gewesen ist. Unterstützt sie auf patreon.com. Eine Investition für die Ewigkeit.

Pressestimmen

„Eine Ausstattungsorgie. In hyperrealer Atmosphäre. Die Installation [verändert] auf interessante Weise den eignen Blick. Wieso sollte das medial Vermittelte eigentlich weniger real sein, als der direkte Eindruck? Unsere digitalen Spuren bestimmen letztlich, wer wir sind.“

BR • 20.1.22

„’Wo du mich findest’ [beschäftigt sich] auch mit künstlichen Intelligenzen, die schon dermaßen perfekte Simulationen eines eigenständigen Bewusstseins anbieten, dass man ihre artifizielle Natur im gegenseitigen Kontakt bald vergisst. Man flaniert hier nicht mit der üblichen Schluffigkeit durch die Daten eines anderen, sondern wird in eine emotionsgeladene Fahndung hineingerissen, täuschend echt und locker über Landesgrenzen hinaus.“

AZ • 25.1.22

„Ein Schauspiel der exklusivsten Art. Man ist hier selbst auch eine Art Bot: Ein selbstlernendes System, das den Geheimnissen dieser Wohnung nach und nach auf die Schliche kommt, in dieser immersiven Spurensuche, bei der ich mich durch alle Intimsphären dieser Bewohner wühlen darf, so wie Google es in jeder Sekunde tut.“

Deutschlandfunk Kultur • 15.1.22

„Ein eindrucksvolles Erlebnis. Was stark nach einem Escape-Room-Spiel klingt, ist damit nicht vergleichbar. Die Illusion, die hier aufgebaut wurde, ist so detailreich, dass die Geschichte auch stimmen könnte.“

Süddeutsche Zeitung • 23.1.22