MK:

Künstlerische Kollaborationen

Text

Au départ, je passe tranquillement. Je vole par dessus nuages. Je traverse les paysages. Sahara. Le climat est tropical. Et j’ai chaud… enfin, je crois… L’harmattan. Me dit mon écran de contrôle…

Ich bewege mich erst ganz langsam. Fliege über den Wolken. Ziehe über die Landschaften. Die Sahara. Tropisches Klima. Mir ist heiß … der Harmattan, informiert mich mein Bildschirm…

Auszüge aus dem Text von „Wir Schwarzen müssen zusammenhalten“ – Eine Erwiderung aus der Feder von Elemawusi Agbédjidji

Elemawusi Agbédjidji hat unseren gemeinschaftlichen Arbeitsprozess als Autor begleitet und weite Teile des Texts im Austausch mit dem künstlerischen Team der Münchner Kammerspiele entwickelt. Nachdem wir sein Stück „Si tu sors, je sors“ gelesen hatten, ein Text über den Stoffhandel in Togo und über die Landesgeschichte seit der Unabhängigkeit 1960, haben wir ihn im November 2020 zu Beginn unserer Stückentwicklung nach München eingeladen. Seither ging der Austausch über Videokonferenzen, Messenger, und E-Mail weiter – wir tauschten Gedanken, Ideen und Videos aus. Elemawusi Agbédjdji besichtigte die Funkstation in Kamina, es entstanden erste Texte, die wir aus dem Französischen ins Deutsche übersetzten und gemeinsam in München lasen. Elemawusi Agbédjidji begleitete uns bei unseren Dreharbeiten durch Togo – er beobachte und ließ sich in seinen Texten nicht zuletzt dadurch inspirieren, welche Orte wir gemeinsam besichtigten und was wir gemeinsam erlebten.

Beim Dreh am alten deutschen Bahnhof in Wahala, Togo (im Vordergrund Nancy Mensah-Offei, rechts im Hintergund mit weißem Shirt und blauer Shorts Autor Elemawusi Agbédjidji), Foto: Martin Weigel

Elemawusi Agbédjidji

Elemawusi Agbédjidji ist Regisseur und Autor. Nach dem Studium der Anthropologie machte er einen Master in Dramaturgie und Inszenierung an der Universität Paris. Sein Stück „Transe-Maître (s), Editions Théâtrales“ (2018), wurde mit mehreren Preisen für dramatische Literatur in Frankreich ausgezeichnet. Der Text wurde in zahlreichen Theatern und auf Festivals gelesen, u.a. auf dem Festival von Avignon 2019. Zuvor entstand gemeinsam mit Gustave Akakpo der Theatertext „Si tu sors, je sors“, Editions Lansman, 2016. Elemawusi Agbédjidji ist Träger des Ordre des Arts et des Lettres. Er arbeitet regelmäßig in Frankreich und Togo.

Comic

Seit November 2020 standen wir im Austausch mit dem togoischen Verleger und Texter Paulin Koffivi Assem. Er hat parallel zur Entwicklung unseres Plots einen Comic rund um die vier Figuren des Stücks entwickelt und mit einem Team von togoischen Zeichner*innen umgesetzt. Die Prozesse haben sich dabei gegenseitig inspiriert: Das, was Assem und sein Team aus unseren Ideenfragmenten gemacht haben, haben wir in Plot und Stück eingebaut und umgekehrt. Die Zusammenarbeit wurde so ein elementarer Teil der Stückentwicklung.

Oben: Bilder 1-4 des fertigen Comics
Unten: Bilder 1-4 im ersten Entwurf Zeichner*innen-Team: Paulin Koffivi Assem, Adodokpo Kokou Armand, Tsidkenu Ezechias Gbadamassi, Tsidkenu Ezechiel Gbadamassi

Hier gibt es den Comic zum Download

Paulin Koffivi Assem

Paulin Koffivi Assem wurde 1980 in Lomé geboren und hat einen BA in „Lettres Modernes“. Er war Sekretär und Präsident von ATAILE (Association Togolaise des Auteurs et Illustrateurs de Livres pour Enfants). Bis 2011 hatte er die Vertriebsleitung von Graines de Pensées inne, bis er AGO Media, seinen eigenen Verlag, gründete. 2006 erhielt er den Literaturpreis des Vereins Frankreich-Togo und mehrere Stipendien des Centre National du Livre de Paris. Er veröffentlichte „Rose-fleur“, „La Belle ensorcelée“, „Un intrus dans notre Takyienta“, „Haïti mon amour“ und „Monfay chez les magiciens du fer“. Zuletzt erschien der historische Comic „Si le Togo m’était dessiné… Premiers contacts, 1880-1900“.

Kostüm

Das Kostümdesign für die Figur CyCy (Nancy Mensah-Offei) entstand im Austausch zwischen der togoischen Modedesigner Nini Nicoué Ayanick und der Kostüm- und Bühnenbildnerin Julia Kurzweg in Kommunikation auf die Ferne zwischen München und Lomé. Ayanick und ihre Kolleg*innen Sylvain Kombate, Prudence Assignon, Hermine Gbenado bereiteten alles vor – am ersten Tag nach unserer Ankunft gingen Nancy Mensah-Offei und Julia Kurzweg dann direkt zur Anprobe in Ayanicks Schule Eamod.

Fotos v.l.n.r. aus dem Prozess: Entwurfsskizze von Nini Noucé Ayanick, Nancy Mensah-Offei und Nini Noucé Ayanick bei der Anprobe, Kostüm im Entstehen

Nini Nicoué Ayanick

Nini Nicoué wurde in Paris ausgebildet. Sie kehrte 1993 nach Togo zurück, um die Modeschule Ecole des Arts Mode (Eamod) Ayanick zu eröffnen. In dieser staatlich anerkannten und geförderten Modeschule wurden seither über 900 Stylist*innen ausgebildet. Mehrere dieser gehören heute zu den einflussreichen Modedesigner*innen in Togo und Afrika. Nini Nicoué ist immer noch eine Mode-Pionierin in ihrem Land.