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Übermotivation

Von Julia Weber

Ich habe ihnen wichtige Tipps gegeben. Ich bin ihnen zur Seite gestanden. Ich habe sie unterstützt. Aber man muss auch ehrlich sein, besonders in diesem Geschäft, ist das wichtig, sonst nützt es nichts. Ich meine, ihnen nicht, wenn ich ihnen falsche Hoffnungen mache und mir nicht, ich habe keine Zeit dafür und die Kunden sind unzufrieden. Ich werde es ihnen ehrlich sagen, wenn mir jemand zu dumpf hereinschneit, keine Motivation mitbringt, keinen Schimmer besitzt, keine Lichter, Licht aus, weisst du, wenn da kein Licht an ist im Haus, wenn alle im Urlaub sind, dann schick ich die wieder heim. Das nützt ja nichts. Ich brauche Leute, die Lust haben an der Sache, die brennen für das. Ich bin doch kein Sozialarbeiter. Aber wenn sie die Lichter anzünden und da sind, wenn sie brennen, dann ist es mir ein grosses Anliegen sie zu unterstützen. Und darum habe ich gesagt. Das geht nicht, ich sehe dich nicht. Gib mir mehr, habe ich gesagt, gib mir mehr von dir. Los, zeig mir etwas von dir. Dein Ich, eine Torte, ich will ein Stück. Los gib mir ein Stück von dir. Mach die Lichter an und Tanz und lass uns Kuchen essen, sag ich dann.

Ich sage ihnen immer, öffne am Morgen die Augen, zack, heb die Beine aus dem Bett, spring auf und ab, in die Küche, zack, steh am Morgen auf und fokussiere, hab ein Ziel und geh los, spring unter die Dusche, Zitrusshampoo, Peeling, Rasur, einen Blick in den Spiegel. Sag, ich liebe dich du tolle Sau und zieh dich an, mach am besten noch ein paar Übungen, Muskelaufbauübungen und trink Wasser, viel Wasser, Zitrone, Papaya vielleicht, öffne die Tür, und geh raus auf die Strasse und strahle, sei die Sonne, sei die volle Sonne, die mexikanische Sonne, die Sahara Sonne. Strahle am meisten dann, wenn du schlecht geschlafen hast, wenn es dir scheisse geht, strahle dann am allermeisten. LOS. Stahle die Menschen in der Strasse an, strahle in sie hinein.

Und nimm dein sich selber Suchen nicht mit auf die Arbeit.

Du musst wissen, wer du bist, damit auch die anderen wissen, wer du bist. Und sie sollen dir glauben, wer du bist. Sie sollen nicht denken, dass du nicht weisst, wer du bist oder dass du in Wahrheit eine ganz andere oder dass du jede sein könntest.

Und das Tolle ist, alle können die besten sein. Alle können das werden, was sie sind, was in ihnen angelegt ist. Ein wunderbarer reicher Garten an Ich. Ein Dschungel aus Ich. Ein königliches Anwesen ist dein Ich. Man könnte sagen, du hast gerade 18 Jahre Zeit dich zu suchen und dann muss es dich geben. Eine Version deines Selbst, die du liebst.

Und wenn du da stehst, dann darfst du dich nicht fragen, wer das ist, da stehend. Auch wenn du keine Ahnung hast oder schlecht geschlafen oder nicht mehr leben willst, dann tust du so, als wüsstest du es genau, als sei es sonnenklar, alles sei perfekt und genial.