MK:

Mein Leben als Frau

Von Dennis Seidel

Wenn ich eine Frau bin.

Manchmal in besonderen Situationen wünsche ich mir

Echt eine Frau zu sein, auch im echten Leben.

In Wirklichkeit bin ich ein Mann, aber ich fühle mich als

Wäre ich auch eine Frau.

Ich habe richtig viele Perücken, Kleider, Blusen, Röcke

Und Strumpfhosen und natürlich Frauenstiefel und Schuhe.

Wenn ich dann in meinen Frauenklamotten bin muss ich erst mal

In den Schuhen durchs Zimmer laufen, halt wie ein echtes richtiges Topmodel.

Meistens spiele ich junge Frauen, aber wie bewegen sich junge

Frauen eigentlich?

Sie haben auf jeden Fall einen anderen Körperbau als ältere Frauen und sie bewegen sich auch anders.

Alte Frauen bewegen sich sehr langsam weil der Körper wenn die Frau alt wird auch langsamer wird.

Wenn ich eine Frau spiele, dann macht es mit mir etwas ganz

Besonderes.

Ich fühle mich wie ein zweiter Mensch der in mir geboren

Wurde, mein weiblicher Teil, aber dafür muss ich besonders

Gründlich rasiert aussehen.

Manchmal probe ich zuhause wie es ist einmal am Tag eine Frau

Zu sein.

Ein Tag in Leben von mir, als Frau.

Morgens stehe ich auf, um 8:00 kommen ja die

Betreuer zu mir rüber.

Aber irgendetwas ist komisch heute Morgen.

Mein Körperbau ist irgendwie anders.

Als ich dann im Bad in den Spiegel gucke

Sehe ich sofort was los ist.

Statt meiner dunkelblonden kurzen Haare

Habe ich nun hellblonde Haare, wie eine Frau

Und ich trage einen BH.

Meine Stimme ist auch wie bei einer Frau.

Da klingelt auch schon Enrico an der Tür, er wollte

Rüberkommen und wundert sich warum an meinem Klingelschild

Nicht mehr Seidel sondern Janina Künsemüller dran steht.

Ich heiße nicht mehr Dennis sondern Janina, aus Dennis ist

Janina geworden.

Ich gehe rüber in das andere Zimmer und ziehe mir einen

Jeansrock, eine pinke Bluse, eine beige Strumpfhose und

Meine roten Stiefel an und dann bürste ich mein blondes Haar durch und dann gehe ich los zur S-Bahn Rübenkamp um mit der

S11 Richtung Altona bis Barmbek zu fahren und dann mit der

U3 bis Feldstraße.

Heute ist ja Arbeit im Bunker.

Im Bunker angekommen gehe ich natürlich erst mal

Zu Martina, Christoph und Marc Andre ins Büro, also zum Team.

Die drei wundern sich über mein Aussehen.

Nebenan sitzen schon einige Kollegen und Kolleginnen.

Sie lachen sich natürlich kaputt.

Am Nachmittag nach der Arbeit fahre ich dann wieder nach Hause.

Für mich fühlt es sich einfach toll an, einmal an einem Tag Janina

Künsemüller zu sein und nicht Dennis Seidel.

Aber schon sehr spät am Abend, als ich wieder im Bett liege habe

Ich meine Männlichkeit wieder, was ich sehr schade finde, das war

Ja heute richtig toll als Frau.