MK:

Das bin ich?

Brief an Romina. Von Julia Weber

Als sie dir das Haar rosa machten, hast du gelacht. Du sagtest immer und immer wieder, dass es dich interessant machen würde, bestimmt, das Haar, ganz rosa. Und dass sie dich leuchten sehen wollten, sie darum das Haar rosa machen wollten und dass du dich freuen würdest, dass sie daran glaubten, an dein Leuchten, an eine Möglichkeit des Leuchtens von dir, dass sie da ein rosa Leuchten haben sehen müssen, in dir, weil warum sonst hätten sie diese Farbe für dich ausgesucht, da sei etwas, wenn sie das sehen würden, dein Freund habe es auch gesehen, sagst du, das Leuchten, auch wenn du beinahe erloschen gewesen seist, als ihr euch getroffen habt. Die Flamme nur noch klein. Aber dann sei dein Freund gekommen, um dich zu entflammen, und jetzt kamen sie und du sitzt auf dem Stuhl, den man drehen kann, vor dem abgedeckten Spiegel und du drehst dich im Kreis, die Beine liegen auf dem weissen Kunstleder. Kleben ein wenig. Ein Wenig Schweiss an den Unterschenkel, weil du bist aufgeregt, und das weisse Kunstleder klebt. Und du freust dich. Deine Zähne, zwischen denen eine schöne Lücke ist. Dein Lachen, dass ein Kronleuchter Lachen ist.

Du fasst dir in die Haare, als du die Haare endlich im Spiegel siehst. Das bin ich? Fragst du. Das Bin ich?

Ja, sagen sie und lachen. Das bist du, zu dem wir dich gemacht.

Und zuhause setzt du dich auf dein Bett. Und du flüsterst. Das bin ich vielleicht doch vielleicht eher gar nicht. Alle sind so selbstbewusst und ich bin so schwach. Vielleicht bin ich das doch nicht. Vielleicht gibt es kein rosa Leuchten, nicht.

Du weinst und einige Mädchen kommen zu dir, sie legen ihre dünnen, zerbrechlichen Arme um dich. Sie tupfen sich Tränen aus dem Gesicht.

Morgen ist ein neuer Tag, sagen sie. Morgen können wir wieder zeigen, was wir drauf haben. Wer wir sind.

Sie log, sie log die Mama.

Ich muss nämlich in jedem Moment bereit sein das zu sein, was man von mir will, dass ich es bin.

Das ist es.

Wenn ich das schaffe, dann gewinne ich ein neues Auto, ein neues Geld, ein neues Leben.

Im Flugzeug sitzen und Orangensaft trinken, einen kleinen, wuscheligen, weissen Hund haben.

Ja, ja ja.

Du musst das richtige tun, getan haben, tun, sein, haben.

Du musst im richtigen Moment, die Feinheit sein.

Du musst im richtigen Moment schreien.