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Wer war Shirley Jackson?

Erfahren Sie mehr über Shirley Jackson und ihr Schreiben!
Dramaturgiehospitantin Leonie Rinze hat eine kleine Einführung geschrieben.

Wer war Shirley Jackson?

Von Leonie Rinze

Shirley Jackson wurde 1916 in San Francisco geboren und wuchs in LA auf. Ihre Familie siedelte 1933 nach Rochester, New York um. Dort ging Jackson aufs College und lernte ihren zukünftigen Mann kennen, Stanley Hyman. Sie heirateten 1940 und zogen 1945, nach der Geburt ihres ersten Kindes, nach North Bennington in Vermont. Shirley Jackson war eine erfolgreiche Autorin und die Hauptverdienerin ihrer Familie. Ihre Kurzgeschichten wurden oft im New Yorker gedruckt, sie schrieb aber auch für Hausfrauenmagazine wie Ladies Home Journal. Neben ihrer Arbeit als Autorin war sie Hausfrau, Mutter und Ehefrau. Jeden Tag reservierte sie einen Zeitraum nur für das Schreiben. Die Familie Jackson/Hyman feierte gerne Partys, ganz zum Entsetzen der Nachbarn, und Shirley galt im Dorf als unordentliche Hausfrau, die sich nicht der Norm anpasste, da sie z.B. den Kartoffelbrei für ihre Kinder grün färbte. Dieses kleine amerikanische Dorf lieferte Jackson Inspiration für ihre Geschichten wie z.B. The Lottery und Die Möglichkeit des Bösen. Miss Strangeworth in der Pleasant Street könnte also an eine Nachbarin angelehnt sein.
Shirley Jackson starb 1965 mit 48 Jahren im Schlaf an Herzversagen.

Ihr Schreiben

Jacksons Texte werden dem New American Gothic, Domestic Fiction und dem Fantastischen zugeordnet. Literatur-Genres, die sie durch einen ganz eigenen Stil verbindet.

Sie erkundete u.a. die Isolation einer unverheirateten Frau in der Gesellschaft, in der ein Ehemann und Kinder Voraussetzungen für die Akzeptanz in der Gesellschaft waren. Diese Feminine Mystique, wie die Soziologin Betty Friedan das konservative US-amerikanische Frauenbild 1963 in ihrem gleichnamigen Bestseller benannte, war schon seit den 40er und 50er Jahren ein Thema in Jacksons Texten. Oft fungierte das Haus, als vermeintliche Domäne der Frau, als Protagonist ihrer Geschichten.

Jackson beschreibt den Horror und das Groteske des Alltags und weckt in ihren Leser*innen ein Gefühl der Unruhe. Die Geschichten versetzen in einen Zustand der Ungewissheit und Anspannung. Die Verwendung einer Erzählerfigur, die zwischen erster Person und dritter Person verschwimmt, trägt zur Erhaltung der Spannung und zur Immersion in ihre Geschichten bei.

Zu Lebzeiten wurde Shirley Jackson einerseits große Aufmerksamkeit zuteil, aber ihre Arbeit wurde dennoch unterschätzt und kritisiert. Der Literaturkritiker Stanley Hyman, Shirley Jacksons Ehemann, formulierte nach ihrem Tod: „Ich glaube, dass ihre kraftvollen Visionen von Leid und Unmenschlichkeit in der Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen werden und dass Shirley Jacksons Werk zu dem kleinen Teil der Literatur gehört, der in unserer Zeit entstanden ist und der überleben wird.“

Die Möglichkeit des Bösen

Original: The Possibility of Evil wurde zuerst posthum in der Saturday Evening Post 1965 veröffentlicht und erhielt den Edgar Allen Poe Preis für die beste Krimi-Kurzgeschichte. Im Jahr 1996 wurde sie dann in einem Sammelband von Kurzgeschichten Just an Ordinary Day veröffentlicht. Auf Deutsch erschien die Geschichte erstmals 2023 beim Festa Verlag im Band: Die Lotterie - und andere dunkle Erzählungen, übersetzt von Martin Ruf.

Quellen:

  • Franklin, Ruth: Shirley Jackson: A Rather Haunted Life, Liveright Publishing Corporation; Illustrated Edition, 2016.
  • Hattenhauer, Darryl: Shirley Jackson’s American gothic, State University of New York Press, 2003.
  • Reinsch, Paul N.: A critical bibliography of Shirley Jackson, American writer (1919-1965): reviews, criticism, adaptations, E. Mellen Press, 2001.