MK:

Campus #1 – “9/26 – Das Oktoberfestattentat”

Intro
Zeit: 5.12.2020, 19h
Vortrag von Robert Andreasch (Journalist)
Titel: Kontinuitäten des rechten Terrors
Öffentliches Streaming auf der Website der Münchner Kammerspiele mit einem Nachgespräch, moderiert von Julia Maier

Vom Gebäude der Münchner Kammerspiele aus begibt sich Robert Andreasch auf eine Tour zu den Schauplätzen rechten Terrors in der Stadt. Dabei erzählt er über rechte Ideologie, zitiert aus rechtsterroristischen Konzepten und erinnert unter anderem an die „Volkssozialistische
Bewegung Deutschlands“, die „Deutschen Aktionsgruppen“, die „Wehrsportgruppe Hoffmann“, den „Nationalsozialistischen Untergrund“ und den rechten Soldaten Franco A. in München und Bayern. Nicht nur rechte Attentate, Mordserien und Banküberfälle haben hier eine über einhundertjährige Kontinuität, sonden auch die behördliche Verharmlosung, das Ausblenden der Betroffenen, die gesellschaftliche Schuldabwehr und das Vergessen.

Theater
Zeit: 16.1.2021, 20h
Stream: “9/26 – Das Oktoberfestattentat”
Nachgespräch via Zoom mit Christine Umpfenbach (Regie), Marie Dziomber und Rasmus Friedrich (Schauspieler*in)

Zeit: 26.1.2021, 20h
Stream: “The digital Assembly”
Nachgespräch via Zoom mit Mehdi Moradpour (Dramaturgie), Gina Penzkofer (künstlerische Mitarbeit), Annette Paulmann und Wiebke Puls (Schauspielerinnen)

Drei digitale Workshops

1.
Zeit: 29. Januar vier Stunden (Uhrzeit wird noch bekanntgegeben), 30. Januar, ganztags (inkl. individueller Arbeitsphase)
Workshopleitung: Giulia Zabarella und Jakob Braito
Titel: 1980: Das Oktoberfestattentat und der Anschlag von Bologna. Praktiken im Umgang mit archivarischem Tonmaterial

Eine zeitliche Untersuchung von Zusammenhängen, Abläufen und politischem Klima rund um die Attentate Bologna und München 1980. Untersuchungsgegenstand hierfür wird ausgewähltes Text- und Archivmaterial sein, das sich mit der Zeit zwischen 2. August (Bologna) und 26. September 1980 (München) auseinandersetzt. 55 Tage liegen zwischen diesen zwei großen Ereignissen einer gemeinsamen Geschichte des politischen Terrorismus der späten 70er und frühen 80er Jahre. Was verbindet und wie überschneiden sich diese beiden Ereignisse, die zeitlich so nah beieinander liegen und doch in ihrem sozialpolitischen Kontext so unterschiedlich sind? Was sagen uns die Quellen aus dieser Zeit heute, was ist ihr Vermächtnis und wie wirken sie sich heute auf unsere politische Gegenwart aus, wie sind sie zu interpretieren?

Der zweitägige Workshop befasst sich mit der dokumentarischen Aufarbeitung von medialer Berichterstattung, Interviews oder politischen als auch popkulturellen Beiträgen (BR Archiv, München Stadtarchiv, Archiv RAI) zu dieser Zeit. Der Fokus für den ersten Tag liegt auf der gemeinsamen Untersuchung des Archivmaterials mit anschließender Diskussion ausgewählter Fragestellungen. Am zweiten Tag besprechen wir Begriffe wie Dokumentation, Archivierung und Erzählung und entwickeln dabei eigene Inhalte und Audio-Dokumente als Teil eines Archives. Die individuellen Interessen, Erfahrungen und künstlerische Praxis der einzelnen Teilnehmer*innen sind hier maßgeblich für die Erarbeitung eines kollektiven und diskursiven Projekts.

Giulia Zabarella (Padua, 1993) studiert aktuell Bildhauerei bei Olaf Nicolai an der AdBK München und hat 2016 ihr Studium an der Kunstakademie Brera in Mailand abgeschlossen. Zur Zeit organisiert sie die Vortragsreihe “Jour Fixe” an der AdBK München und ist Redakteurin des Online-Magazins “L’art écrit”. Ende Februar diesen Jahres wird sie ein Studium am Maumaus ISP in Lissabon antreten.

Jakob Braito (Wien, 1992) studiert aktuell ebenso Bildhauerei bei Olaf Nicolai an der AdBK München und hat zuvor ein Studium in Technology & Management an der Technischen Universität München abgeschlossen (2017). Er ist Gründungsmitglied der 80000 e.V. – ein gemeinnütziger Verein der u.A. kulturelle Projekte wie das Online Radio Radio 80000 in München betreibt und realisiert.

2.
Zeit: 5. und 6. Februar 2021, jeweils 15-19h
Workshopleitung: Rabih Mroué
Titel: The state of being in the In-Between
Workshop will be held in English

The workshop will explore some images and propaganda video-clips of war, and the use of documents in theatre and art works.

During the two days workshop, Rabih Mroué will present some of his works as materials to analyzing the characteristics of these images and video-clips, reflecting on them and trying to find with participants alternative ways on how to deal with these images in our artistic works.

Rabih Mroué, was born in Beirut and currently lives in Berlin. He is a theatre director, actor, visual artist and playwright. He is a contributing editor for The Drama Review /TDR (New York), as well as a co-founder of the Beirut Art Center (BAC). He was a fellow at The International Research Center: Interweaving Performance Cultures/ FU/Berlin, 2013 – 2015 and an associated theatre-director at Münchner Kammerspiele (Munich).
His works include: Borborygmus (2019), Kill the Audience (2018), Sand in the eyes (2017), Rima Kamel (2017), Ode to Joy (2015), Riding on a cloud, (2013), 33 RPM and a Few Seconds (2012), The Pixelated revolution (2012), The Inhabitants of images (2008), Who’s Afraid of Representation (2005) and others…

Rabih Mroué (Photo by Houssam Mcheimech)

Bei Interesse am Kammer Campus schreiben Sie gerne eine Email an: julia-lena.maier@kammerspiele.de

3.
Zeit: 13. und 14. Februar 2021, jeweils 10-15h (inkl. Mittagspause)
Workshopleitung: Nathalie Jacobsen und Robert Andreasch
Titel: Kontinuitäten rechter Ideologien?

Nicht erst seit der „Corona-Zeit“ nehmen antisemitische und rassistische Äußerungen und Übergriffe zu, bereits in den letzten Jahren lässt sich ein solcher Anstieg verzeichnen. Begriffe wie „Lügenpresse“, „Umvolkung“ oder „Volksverräter“ werden häufiger unkritisch öffentlich verwendet. Gerade aus dem Umfeld erstarkender rechtspopulistischer und rechtsradikaler Strömungen wird in diesem Zusammenhang auch immer wieder versucht, die Gräueltaten des NS-Regimes zu relativieren oder zu verharmlosen.
Dabei galt gerade die sprachliche Desensibilisierung in der Aufstiegsphase des Nationalsozialismus als erster Schritt zu Ausgrenzung und Verfolgung.
Entsprechend stellt sich die Frage: Welche Parallelen und welche Unterschiede bestehen zwischen nationalistischen Strukturen in der Weimarer Republik und heutigen rechtspopulistischen Tendenzen? Welche Kontinuitäten rechter Ideologien und antisemitischer Verschwörungsmythen haben aktuell wieder Konjunktur?
Am ersten Tag des Workshops beschäftigen wir uns daher in einem Online-Rundgang des NS-Dokumentationszentrums München zunächst mit der Zeit des Nationalsozialismus in München. Welche Faktoren ermöglichten den Aufstieg der Partei bis hin zur Machtübernahme? Wie funktionierten die Strukturen der nationalsozialistischen Herrschaft? Dabei fragen wir immer auch nach den zugrundeliegenden Mechanismen von Polarisierung und Ausgrenzung, und wie diese auch in der Nachkriegszeit weiter wirkten.
Am zweiten Tag soll dann im Anschluss an den Vortrag von Robert Andreasch zur Geschichte und zu den Konzepten des Rechtsterrorismus in München der Blick geweitet werden auf die extreme Rechte in München allgemein, gewissermaßen von der Schülerburschenschaft über die AfD bis zu den Coronarebell_innen.
Gemeinsam wollen wir uns die hier aktiven Gruppen und Netzwerke anschauen, ihr Auftreten, ihre Themen und Kampagnen, ihren Rassismus, Antisemitismus und Antifeminismus sowie ihre Verschwörungsideologien. Und analysieren: Was machen sie in Stadtrat und Landtag sowie auf der Straße? Was sind ihre Ideologien, wie sind ihre Strategien, offline wie digital? Was hat es mit der „Neuen Rechten“ auf sich und ihrer vorgeblichen Intellektualität? Wie bedroht sind Gedenkstätten, Museen und Bühnen durch den „Kulturkampf“ von rechts?

Nathalie Jacobsen ist Historikerin und Germanistin. Seit über 15 Jahren arbeitet sie im Bereich historisch-politische Bildung und Erinnerungskultur soweit als Dozentin für Geschichte, Literatur und Theaterwissenschaft. Seit der Eröffnung 2015 ist sie tätig für das NS-Dokumentationszentrum München. Aktuell leitet sie zudem das Projekt „Prävention gegen antisemitische Verschwörungsmythen“ am Max-Mannheimer-Studienzentrum Dachau.

Robert Andreasch arbeitet als freier Foto- und Hörfunkjournalist sowie für die „Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V.“ (a.i.d.a.) über die extreme Rechte in Süddeutschland. Die Stadt München zeichnete ihn 2019 mit ihrem „Publizistikpreis“ aus. Das Netzwerk „NSU Watch“, in dem er sich engagiert, gewann in diesem Jahr für die Arbeit zu rechtem Terror einen Grimme Online Award.

Der Workshop findet in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München statt.