MK:

Campus #6 „Les statues rêvent ausssi. Vision einer Rückkehr“

Ein leicht umformulierter Tagebucheintrag von Malene Hagen
in Auseinandersetzung mit Erinnerung – Objekt – Eigentum
in Anlehnung an MK: Campus #6 „Les statues rêvent ausssi. Vision einer Rückkehr“

k-o-l-l-e-k-t-i-v-e Erinnerung, k-o-l-l-e-k-t-i-v erinnern

In einer Konversation treffen ein Mensch und ein Mensch aufeinander,

ein Satz auf einen Satz, eine Bedeutung eines Satzes auf die Bedeutung eines Satzes,

ein Wort auf ein Wort, eine Bedeutung eines Wortes auf die Bedeutung eines Wortes.

Ich verstehe dich, aber du verstehst mich nicht.

Du verstehst mich, aber ich verstehe dich nicht.

Deine symbolische Ordnung spricht an meiner vorbei.

Deine symbolische Ordnung erinnert anders als meine.

Symbolische Ordnungen aneinander vorbeiziehend –

Zu-sam-men-STOSS –

verstehe ich dich?

verstehst du mich?

verstehen wir uns?

wie erinnere ich?

wie erinnerst du?

wie erinnern wir?

In einem Akt des Verstehens, wenn wir durch Sprache konversieren, verstehen wir etwas als etwas. Verstehen bedingt eine intersubjektiv erzeugte Bedeutung und referiert daher immer auf eine symbolische Ordnung. Ohne intersubjektiv erzeugte Bedeutung und ohne symbolische Ordnung gibt es kein Verstehen. So würde ein Wort als Buchstabenfolge von diversen Vokalen und Konsonanten nur eine solche Buchstabenfolge bleiben – ohne jegliche unterliegende Bedeutung auf eine symbolische Ordnung referierend. In einer Beziehung der Wechselwirkung zwischen Mensch und Mensch, Mensch und sich selbst, Mensch und Welt hat sich durch Sprache im Verlauf der sich ergebenden Geschichte eine komplexe symbolische Ordnung entwickelt, die unsere gemeinsame Wirklichkeit konstituiert. Sie ist ein Werdendes in einem permanenten Zustand der Veränderung, sich ständig erneut aus Perspektiven unterschiedlicher Kulturen, Sprachen, Generationen und Individuen neu formierend und neu transformierend.

In einem Akt des Verstehens, wenn wir durch Sprache konversieren, können wir etwas auch als etwas anderes verstehen. Verstehen ist immer einem Misslingen ausgesetzt. Ein Wort, ein Satz kann missverstanden, nicht korrekt erfasst und falsch verwendet werden. Wir missverstehen, missinterpretieren, sprechen aneinander vorbei – und dies vor allem in Situationen der Konfrontation und Aufdeckung, weil wir nicht verstehen wollen, obwohl wir eigentlich verstehen können.

Zur Autorin:

Malene Hagen studiert Kunstgeschichte und Philosophie an der LMU München, wobei sie sich insbesondere für post-digitale Kunst und Neuroästhetik interessiert. Von Museum zu Museum und von Spektakel zu Spektakel ziehend, geht sie immer ihrer Neugierde nach.