Foto: Gina Bolle

MK:

Lange Nacht der neuen Dramatik 2021

5 Leseperformances zum Abschluss der Autor*innen-Residenz im Rahmen des „Münchner Förderpreises für deutschsprachige Dramatik“

 Therese-Giehse-Halle & Livestream
 25 Euro
 Therese-Giehse-Halle & Livestream
 25 Euro

Sechs Autor*innen nahmen seit Mai an einer erstmals durchgeführten zweimonatigen Autor*innenresidenz an den Münchner Kammerspielen teil. Zum Ende der Residenz wurden am 26. Juni ihre Texte in Szenischen Lesungen vorgestellt und der Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik vergeben.

Die Nominierten:

Raphaela Bardutzky

Fischer Fritz

Beim Üben eines Zungenbrechers liegen Humor und Scheitern häufig nah beieinander. Mit dieser feinen Nähe spielt auch „Fischer Fritz“ von Raphaela Bardutzky. Der Text untersucht Sprache und Sprachlosigkeit, das Verhältnis von Heimat, Tradition und Fremde, und die Beziehungssituation zwischen dem bayerischen Fischer Fritz, seinem Sohn Franz und seiner polnischen Pflegekraft Piotra. Als Fri, Fra, und P. kämpfen sie um ihre je eigene Sprechfähigkeit.
In vier Bildern interpretiert Emre Akal mit dem Ensemble den Text als performatives und musikalisches Material.

Mit: Sebastian Brandes, Stefan Merki, Leoni Schulz
Regie: Emre Akal
Bühne & Kostüm: Ji Hyung Nam
Dramaturgie: Olivia Ebert

Hannah Bründl

DRAINED

Das Drama wird zur Landschaft: An einem Fluss, vielleicht in Washington State, fließen drei Erzählstränge ineinander: 1988, die 2010er Jahre und eine unbestimmte Zukunft. Die ökonomischen und politischen Realitäten ihrer Zeiten haben sich tief in die Natur und ihre Bewohner*innen eingegraben. Gebeutelt von der Konjunktur bleibt ein rauschhaftes Erinnern an einen Ort, der einst THE PLACE TO BE war. Der Fluss, der wirtschaftliche Sicherheit versprach, ist längst ausgetrocknet, als sich in der Zukunft ein*e Flusssuchende*r auf die Suche nach seinen Ursprüngen macht. Mit einem Elektroauto auf einem Selbstverwirklichungstripp beginnen die Ausgrabungen der enttäuschten Hoffnungen.

Mit: Zeynep Bozbay, Johanna Eiworth, Walter Hess, Paul Wellenhof
Regie: Elias Emmert
Bühne: Leonard Mandl
Kostüm: Florian Buder
Musik: Giovanni Berg
Dramaturgie: Carlotta Huys

Liat Fassberg

In the name of

Niños Robados, Orphan Trains, Zwangsadoptionen, Home Children, פרשת ילדי תימן החטופים ואחרים, Gerichte segregatie en gedwongen ontvoeringen, Stolen Generations… Es hat viele Namen. Es geschah in unterschiedlichen Ländern, unter unterschiedlichen Bedingungen. „In the Name of“ ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit der systematischen Entwendung von Kindern aus ihren Familien im 19. und 20. Jahrhundert.
In einer auf Recherchen basierten Herangehensweise, die vielfältige Beziehungen zwischen Form und Inhalt ermöglicht, lädt „In the Name of“ ein, sich mit Fragen der Geschichtsschreibung, der sozialen Machtstrukturen, des kollektiven Gedächtnisses und der Repräsentation auseinanderzusetzen.

Mit: Andre Benndorff, Wiebke Puls, Marie Dziomber
Regie: Anne Kapsner
Bühne: Ji Hyung Nam
Kostüm: Florian Buder
Dramaturgie: Mehdi Moradpour

Sokola // Spreter

TIERVERSUCH

Ein stadtsoziologisches Institut: am Lehrstuhl von Prof. Aljoscha Werchovensk forscht man im Spannungsfeld von öffentlichem Raum und Intimität. Lennart sucht einen Probanden für ein explosives Experiment: Marcel soll als Hund leben und mit seiner Zunge die Stadt wahrnehmen. Schnell wird die Grenze zwischen Forschungsdrang und Begehren unklar und die Frage drängt sich auf, wer in diesem Experiment eigentlich wen beobachtet. Das Autor*innen-Duo Sokola // Spreter erzählt eine gleichermaßen humorvolle wie abgründige Dreiecksgeschichte.

Mit: Vincent Redetzki, Edmund Telgenkämper, Martin Weigel
Regie: Jan Bosse
Bühne: Leonard Mandl
Kostüm: Mirjam Pleines
Musik: Arno Kraehahn
Dramaturgie: Tobias Schuster

Maxi Zahn

dein schweigen

Zwischen unverbindlicher Kommunikation im Nachtleben, Drogenkonsum und bedeutungslosem Sex treibt die Hauptfigur durch den Alltag. Aus seiner Perspektive verfolgen wir drei Begegnungen, in denen die Hauptfigur sich und die Gefühle für das Gegenüber mit kaltem, fast soziologischen Blick selbst befragt. Als er auf einer Party einen Mann mit einem nicht alltäglichen Job kennenlernt, spitzen sich Fragen über den Wert von Nähe und die Quantifizierbarkeit von Gefühl zu. Maxi Zahn erzählt in einer lakonisch geschliffenen Sprache über Freundschaft und Begehren.

Mit: Christian Löber
Regie: Jan Bosse
Bühne: Leonard Mandl
Kostüm: Mirjam Pleines
Musik: Arno Kraehahn
Dramaturgie: Tobias Schuster

Gesamtkoordination Lange Nacht der neuen Dramatik

Dramaturgie: Tobias Schuster
Künstlerische Produktionsleitung: Martina Taube
Technische Produktionsleitung: Ji Hyung Nam, Leonard Mandl
Produktionsassistenz: Noémi Berkowitz, Julia Edelmann

Liveschnitt: Maurizio Guolo, Dirk Windloff
Kamera: Lion Bischof, Rina Zimmering, Zoe Kucknat, Florian Limmer
Licht: Maximilian Krausmüller, Falko Rosin, Nik Boden, Dominik Büchl, Markus Bührend
Ton: Paolo Mariangeli, Ulrich Treutwein, Anthony Huges, Marian Rasch
Bühnenmeister: Josef Hofmann
Inspizienz: Julia Edelmann
Maske: Paula Bitaroczky, Marisa Schleimer
Kostüm: Pavla Engelhardtova, Fabiola Maria Schiavulli
Requisite: Anette Schultheiss, Sabine Schutzbach

Alle Autor*innen haben sich mit einem fertigen Text und einem Exposé für ein neues Schreibprojekt beworben, das sie im Rahmen der Residenz an den Münchner Kammerspielen entwickeln. Seit Beginn der Intendanz von Barbara Mundel verbinden sich die Kammerspiele verstärkt mit zeitgenössischen Autor*innen, so auch mit den Nominierten für den „Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik“: Neben der umfangreichen Residenzphase werden sie mit der Preisträger*in über zwei Jahre zusammenarbeiten und beide Stücke zur Uraufführung bringen. Mit diesem auf Langfristigkeit und Kontinuität angelegten Förderpreis entsteht eines der umfangreichsten Kollaborationsprogramme zwischen Autor*innen und Theatern im deutschsprachigen Raum.

Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik wird gemeinsam vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München, dem Drei Masken Verlag und den Münchner Kammerspielen vergeben. Das Preisgeld wird gestiftet von der Edith und Werner Rieder Stiftung.

In Kooperation mit