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SCHICKSALE (Podcast)

SCHICKSALE #16 - Der Bruch 1933

Folge #16 - Prof. Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, blickt im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber auf das Jahr 1933. Wie wurden die raschen Veränderungen von Menschen jener Zeit empfunden und bewertet? Wessen Hoffnungen sahen sich erfüllt — und wer geriet rasch in Gefahr oder musste fliehen? In welcher wirtschafts-historischen und außenpolitischen Konstellation ereignet sich die Machtübernahme Hitlers und was bedeuten diese Faktoren für seine Machtsicherung? Magnus Brechtken skizziert die zeitgeschichtlichen Umstände, die zum größten Bruch in der Traditionslinie der Kammerspiele führten: 1933 verließen dutzende prägende Figuren der frühen Jahre des Hauses das Theater bzw. die zu Neige gehende Weimarer Republik.

SCHICKSALE #15 - Die Pfeffermühle - widerständiges Kabarett

Folge #15 - Angesichts der unerträglichen politischen Lage gründeten in der Spielzeit 1932/33 Erika Mann, ihr Bruder Klaus, der Musiker Magnus Henning sowie die Ensembleschauspielerin der Kammerspiele Therese Giehse “Die Pfeffermühle”. Die Kabarett-Gruppe führt am 1. Januar 1933 in der Münchner Bonbonniere, in der unmittelbaren Nähe der Kammerspiele, ihr erstes Programm auf, eine widerständige Beschäftigung mit ihrer bedrohlichen Gegenwart. Kurz danach muss das Ensemble ins Exil fliehen. „Die Pfeffermühle“ reist quer durch Europa an all jene Orte, an denen ihre Aufführungen noch möglich sind. Janne und Klaus Weinzierl blicken im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber auf die SCHICKSALE der Mitglieder der Pfeffermühle und auf die künstlerische und politische Arbeit der Kompanie.

SCHICKSALE #14 - Die frühzeitig Geflüchteten

Folge #14: Kurz nach der sogenannten Machtergreifung fordern die Nationalsozialisten – in rassistischem Klartext – im Februar 1933: „Die Münchner Kammerspiele müssen von jüdischen und ausländischen Elementen gesäubert werden.“ Zu diesem Zeitpunkt waren einzelne Künstler*innen bereits ins Ausland geflüchtet, andere kehrten von Arbeitsetappen im Ausland nicht mehr zurück. Janne und Klaus Weinzierl blicken im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber auf diese Schicksale. Eine persönliche Gefährdung erschien vielen wahrscheinlich, angesichts der nationalsozialistischen Agitation in den 1920er Jahren gegen die „jüdische Leitung der Münchner Kammerspiele“ und der Forderung „die Entfernung von undeutschen und marxistischen Persönlichkeiten aus den Theatern der Systemzeit“ herbeizuführen.

SCHICKSALE #13 - Die Gesellschafter*innen der Münchner Theater GmbH

Folge #13 - In den ersten beiden Jahrzehnten ihres Wirkens wurden die Münchner Kammerspiele, als Privattheater, von einer Gesellschaft, der Münchner Theater GmbH getragen. Vier Familien jüdischer Hopfenhändler, Bankiers und Juristen schufen als Theater- und Kunstmäzene die finanzielle Basis der Kammerspiele. Ihr Werk wurde 1933 jäh zerstört, während auch sie selbst fliehen mussten: Alle Gesellschafter*innen erfuhren Verfolgung und flohen, wie Janne und Klaus Weinzierl im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber darlegen. Flora Fromm, grande dame dieser Vereinigung kunstsinniger, internationaler und progressiver Münchner*innen wurde im hohen Alter 1942 in Theresienstadt ermordet.

SCHICKSALE #12 - Der Umzug der Kammerspiele an die Maximilianstraße

Folge #12 - 1926 wechseln die Kammerspiele ihre Spielstätte. Sie verlassen die Vorstadt, die sie selbst als kreative Peripherie mitgeprägt haben, und arbeiten fortan im Schauspielhaus im Herzen Münchens. Die Avantgarde gelangt so ins Zentrum der Stadtgesellschaft. Diese beiden Wirkungsorte beschreibt Jahre später Hermann Sinsheimer in seinem Londoner Exil als “Das Paradies, das uns verloren gegangen ist”. Janne und Klaus Weinzierl zeichnen im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber die Jahre bis zum Bruch 1933 nach. Die Anfangsjahre der Kammerspiele in der Maximilianstraße waren auch geprägt von Anfeindungen. Von einer Kampfrhetorik, die nach der sogenannten Machtergreifung rasch und erbarmungslos mithilfe staatlicher Institutionen ihre Umsetzung fand.

SCHICKSALE #11 - Die Besucherorganisationen und ihr Verhältnis zu den Kammerspielen

Folge #11 - Welche Rolle spielte das Publikum in der bewegten (Theater)Geschichte der Weimarer Republik? Daniela Maier, Promovierende am Institut für Neuere und Neueste Geschichte der LMU München bei Prof. Körner, erforscht die Besucherorganisationen und die gemeinnützige Theaterpflege in der Zeit nach Abschaffung der bayerischen Monarchie und der königlichen Zensur. Im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber skizziert Maier das Verhältnis zweier Besucherorganisationen, die sich im damaligen München als Antipoden gegenüber standen: die links-progressive “Volksbühne” und die konservativ-reaktionäre “Theatergemeinde München”. Während erstere die Arbeit der Kammerspiele lobte und wertschätzte, bekämpfte die “Theatergemeinde München” das Programm der Kammerspiele - allein Falckenberg wurde bezeichnenderweise von dieser Kritik ausgenommen.

SCHICKSALE #10 - München in den Jahren 1926 bis 1933

Folge #10 - 1926 ziehen die Münchner Kammerspiele in das Schauspielhaus an der Maximilianstraße. Welche gesellschaftlichen Umbrüche ereignen sich zeitgleich mit diesem Wechsel? In welchem Umfeld geschieht die Theaterarbeit der Kammerspiele an ihrer neuen Spielstätte, nicht zuletzt angesichts nationalsozialisitscher Anfeindungen? Prof. Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, lädt dazu ein, auf München in der Zeit der Weimarer Republik ausgehend von damaligen Erfahrungsräumen zu blicken und beschreibt im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber die politische Entwicklungen bis zum Bruch 1933 aus der Perspektive damaliger Münchner*innen.

SCHICKSALE #9 - Die Münchner Theater in der Weimarer Republik

Folge #9 - Carolina Heberling, Promovierende an der LMU München im Sonderforschungsbereich ‘Vigilanzkulturen’, blickt auf die Münchner Theaterlandschaft zwischen 1911 (Gründung der Kammerspiele in der Augustenstraße 89) und dem Bruch 1933. Im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber beschreibt Heberling das Verhältnis der Kammerspiele zu den übrigen Münchner Theatern. Insbesondere das Staatstheater stand immer im Verhältnis - sei es durch Abgrenzung oder Annäherung - zu den Kammerspielen, erst aus der Ferne und ab 1926, als die Kammerspiele an die Maximilianstraße kamen, als Nachbarn aus nächster Nähe. Carolina Heberling berichtet auch von den wechselvollen Prozessen am Staatstheater und den prägenden Figuren jener Jahre.

SCHICKSALE #8 - Das Ensemble der Uraufführung von Brechts “Trommeln in der Nacht“ (1922)

Folge #8 - Janne und Klaus Weinzierl blicken im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber auf die SCHICKSALE der Mitwirkenden der Uraufführung von Brechts „Trommeln in der Nacht”. Der Theaterzettel der Premiere am 29. September 1922 in der Augustenstraße 89, dem ursprünglichen Spielort der Kammerspiele, ist zum Symbolbild des gesamten Rechercheprojekts SCHICKSALE geworden. In einer durch Klaus Weinzierl handschriftlich kommentierten Version wird das Ausmaß der Verfolgung von Mitarbeiter*innen in der NS-Zeit deutlich. Das Gespräch zeichnet die verschiedenen Lebenswege der Protagonist*innen von Brechts Uraufführung, übrigens unter der Spielleitung von Otto Falckenberg, nach.

SCHICKSALE #7 - Die erzwungene Absetzung von Wedekinds „Schloss Wetterstein“ (1919)

Folge #7 - Sabrina Kanthak, Promovierende an der LMU München im Sonderforschungsbereich ‘Vigilanzkulturen’, berichtet von den Vorkommnissen rund um die Premiere von Wedekinds „Schloss Wetterstein“ (1919) an den Kammerspielen. Die Polizei erzwang die Absetzung des Stücks, weil sie sich angeblich, angesichts organisierter antisemitischer Saalstörungen, außer Stande sah, die Öffentliche Ordnung und die Sicherheit der Theaterzuschauer*innen zu gewährleisten. Ein fadenscheiniger Vorwand des reaktionären Polizeipräsidenten Ernst Pöhner, der später auch im NS-System Karriere machte. Die mediale Skandalisierung des scheinbaren Theaterskandals rund um die Absetzung von Wedekinds Stück belegt eine krisenhafte Stimmung und ist letztlich Symptom für eine tieferliegende, grundsätzliche gesellschaftliche Auseinandersetzung in den Anfangsjahren der Weimarer Republik.

SCHICKSALE #6 - Die Anfangsjahre der Münchner Kammerspiele von 1911 bis 1926

Folge #6 - Ab ihrer Gründung 1911 in der Augustenstraße 89 entwickelten sich die Münchner Kammerspiele, gegründet als privates Theater (Münchner Theater GmbH), rasch zu einer bedeutsamen, avantgardistischen Bühne. Schon bevor die Kammerspiele 1926 an die Maximilianstraße in das Schauspielhaus zogen, waren sie weithin bekannt für ihren Umgang mit (internationaler) Neuer Dramatik. Ein Blick auf die prägenden Figuren dieser Gründungsjahre verrät, dass 1933 ein jäher Bruch die Geschichte der Kammerspiele durchzieht. Die Theaterdirektoren dieser Anfangsjahre waren: Eugen Robert, Erich Ziegel, Hermann Sinsheimer, Benno Bing, Adolf Kaufmann, Otto Falckenberg. Nur dieser letzte blieb ab 1933 an den Kammerspielen und wirkt im kollektiven Gedächtnis unserer Gegenwart. Alle anderen flohen; Benno Bing wurde im KZ Ausschwitz ermordet.

SCHICKSALE #5 - Bewegte Zeiten: Die Jahre 1911 bis 1926

Folge #5 - In welchem historischen Umfeld werden die Kammerspiele gegründet? Im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber blickt Prof. Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, auf die Zeit ab der Gründung der Kammerspiele 1911 in der Augustenstraße bis zum Umzug an die Maximianstraße im Jahr 1926. Jenseits der bewegten Ereignisgeschichte betrachtet Prof. Brechtken ökonomische und ideengeschichtliche Prozesse und Umbrüche, die die Anfangsjahre der Kammerspiele prägten.

SCHICKSALE #4 - Die Namen

Folge #4 - Janne und Klaus Weinzierl verlesen gemeinsam die Namen all derjenigen unter den Mitarbeiter*innen der Kammerspiele, die in der NS-Zeit entrechtet, verfolgt und ermordet worden sind. Seit Beginn der Recherchen im Herbst 2018 sind über 200 SCHICKSALE mit engen Verbindungen zu den Kammerspielen entdeckt worden. Die Aufnahme spiegelt den Forschungsstand Ende 2021 wieder. In der kurzen Zeit seitdem sind drei weitere SCHICKSALE hinzugekommen: Eugen Auerbach, Martin Berliner und Eva Kessler.

SCHICKSALE #3 - Recherche wider der Echokammer

Folge #3 - Eine immergleiche Erzählung prägte lange Zeit die Darstellung der Geschichte der Kammerspiele in der NS-Zeit. Sie verunmöglichte es, nach dem Verschwiegenem, Verdrängten und Vergessenem zu fragen. Janne und Klaus Weinzierl blicken im Gespräch mit dem Dramaturgen Martín Valdés-Stauber auf ihre Recherchemethoden. Wie erforscht man die unerzählten Schicksale von früheren Mitarbeiter*innen? Was bedeuten sie für die Selbsterzählung der Münchner Kammerspiele?

SCHICKSALE #2 - Mechanismen der Verdrängung und Verstummung

Folge #2 - Mit Prof. Magnus Brechtken, stellvertretendem Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München, blickt Dramaturg Martín Valdés-Stauber auf die Geschichte deutscher Erinnerungskultur. Wie sind Mechanismen der Verdrängung und Verstummung zu erklären? Wie bildeten sich, wie etwa im Falle der Kammerspiele, Echokammern unzureichender und fehlerhafter Geschichtserzählungen? (Warum) Fällt der Stadt München die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus schwer?

SCHICKSALE #1 - Alles begann mit einer Begegnung

Folge #1 - Alles begann mit einer Begegnung: Bei der Verlegung eines Stolpersteins für den Theaterdirektor Benno Bing im November 2018 trafen Janne und Klaus Weinzierl auf den Dramaturgen Martin Valdés-Stauber. Nun begrüßt er beide im Tonstudio der Kammerspiele zum Auftakt der Podcastreihe: Was bewegt das Ehepaar, um seit 2018 unermüdlich die SCHICKSALE von Mitarbeiter*innen der Kammerspiele in der NS-Zeit zu recherchieren?

“SCHICKSALE

von Mitarbeiter*innen der Münchner Kammerspiele in der NS-Zeit”


erschienen in: “Über jeden Verdacht erhaben? - Antisemitismus in Kunst und Kultur” (hrsg. von Stella Leder, Hentrich&Hentrich, 2021)

Geschrieben und gelesen von Martín Valdés-Stauber: